Vom Hammer getroffen
Vom Windhammer genauer gesagt. Nachdem ich gestern Abend meinen letzten Eintrag gerade hochgeladen hatte, Jonathan war gerade nochmal aufgewacht und Joshua noch nicht im Bett, fing es an zu pfeifen. So stark, dass ich aufgesprungen bin, alles liegen und stehen hab lassen, um zu schauen, ob alle Fenster zu sind. Danach bin ich rausgerannt, um technische Gegenständer oder Spielsachen die keinen Regen vertragen von Deck zu räumen. Ich hatte erwartet, dass ein Gewitter aufzieht. Als ich oben ankam, bogen sich bereits die Bäume. Moya war mit 4 dicken Festmachern fest am Steg vertäut. Joshua fragte von unten "Mama fahren wir? Wir kippen" Nein, dennoch war Moya signifikant gekränkt. "Christian, mach mal bitte schnell den Windmesser an" sagte ich und las 50 Knoten ab, da war der Wind schon am Abklingen. 50 kt Wind entsprechen 10 Windstärken, fast 100 km/h oder auch schwerem Sturm. Nach insgesamt 2 Minuten war der Spuk zu Ende und war dann fast windstill. So was hatten wir noch nie erlebt. Christian spekulierte, ob es vielleicht eine Windhose war, wissen tun wir es aber nicht.
Auf Helgoland erzählten wir einem holländischen Segler, dass wir die Staande Mast Route nehmen wollen. Überrascht fragte er "Ihr habt doch ein Segelboot, warum sollte man dann in die Kanäle wollen?" Damals wussten wir noch nicht so recht was er damit meinte. Inzwischen können wir uns mehr darunter vorstellen. Es gibt hier wirklich wahnsinnig schöne Ecken, vor allem in den Städten, gleichzeitig gibt es aber auch lange Strecken auf denen eigentlich nichts außer monoton vor-sich-hintuckern passiert. Das Boot muss bei der Passage kontinuierlich mit höchster Konzentration gesteuert werden, Auto- oder Windpilot sind hier keine Hilfe, es ist einfach zu eng. Außerdem ist Geduld gefragt, vor jeder der 1001 Brücken steht man erstmal. Manchmal auch länger, wenn der Brückenwart gerade Mittagspause macht, eben mal weg ist oder es Feierabendzeit ist, deshalb kommt man nur sehr langsam voran. Auch wenn unsere Geduld gefordert ist, Joshua genießt die Fahrt sichtlich. Dabei ist ihm weniger wichtig herum zu schauen - obwohl wir mittlerweile fast so viele Tiere wie im Kleinzoo gesehen haben- sondern mehr in Ruhe spielen zu können ohne sich fest zu halten. Gespielt wird eigentlich mit allem was gerade so da ist, Lego, Eimer und Schaufel aber auch Seile und Co. Auch Rollenspiele sind der Hit und natürlich sagen wo´s lang geht: "Papa, wir müssen nach links fahren" - "Abbiegen hat der Joshua gesagt!" Wir liegen übrigens gerade bei Leeuwarden an einem Poller in der Pampa. Strom produzieren wir selbst, Essen und Wasser haben wir noch, nur Internet gibt es nicht. Dass ihr dennoch einen Logbucheintrag bekommt, habt ihr meinem Tüfftlermann zu verdanken, der den Text über Kurzwelle in den Äther schickt. :-)