3 Schwestern
Angefangen hat es vor einigen Jahren mit einer unschludigen kleinen Reportage im Fernsehen - bis dahin hatte ich von Mosterwellen oder Freakwaves noch nichts gehört. Inzwischen haben sich diese Wellen zu meiner persönlichen Horrorszenario entwickelt.
Monsterwellen sind einzelne oder eine Folge aus 3 Wellen - den 3 Schwestern - die ungefähr die doppelte Wellenhöhe erreichen können wie die umliegenden normalen Wellen. Diese exterm steilen Wellen sind mit der linearen Wellentheorie nicht zu vereinbaren, nach dieser Theorie können Ozeanwellen nicht höher werden als ca 15 Meter. Deshalb und wegen mangelnder Beweise für das Vorkommen von Monsterwellen wurde lange Zeit gedacht, dass diese Wellen nur in der lebendigen Phantasie von Seeleuten vorkommen. Erst seit 1995 ist wissenschaftlich anerkannt, dass es solche Wellen tatsächlich gibt. In diesem Jahr wurde an der norwegischen Ölbohrplattform Daupner-E das erste Mal eine Freakwave mit der Höhe von 26 Metern von einer Wellenmessanlage erfaßt worden, der umgebende normale Wellengang war dabei auch beeindruckende 12 Meter. Inzwischen wurden das Vorkommen von Mosterwellen systematisch erfasst und auch durch Radarsatellittenaufnahmen belegt. Das EU Projekt MaxWave ermittelte während des 3 wöchigen Einsatzes der Satellitten ERS-1 und -2 10 Wellen über 25 Meter. Über die Entstehung von Freakwaves wird noch diskutiert, man weiss aber, dass Monsterwellen in bestimmten Gebieten (z.B. an der Ostküste Südafrikas) vermehrt entstehen. Vor allem wenn die Meerestiefe rasch flacher wird oder aber Strömung gegen den Wind läuft steigt die Frequenz der Ungetüme. Die ökonomischen Folgen von Monsterwellen können nicht beziffert werden, da Unklarheit herrscht wie viele Schiffe durch Monsterwellen beschädigt werden oder gar untergehen. An der Vorhersage der Wellen wird geforscht auch wenn sie bislang noch nicht möglich ist.
Auch wenn die Frequenz dieser Wellen niedrig zu sein scheint und die Wahrscheinlichkeit eine zu treffen dadurch sehr gering ist, tauchen Monsterwellen immer wieder in meinem Kopf auf und ich habe schon ernsthaft darüber nach gedacht unsere Blauwasserfahrt deshalb zu canceln - einer 30 Meter hohen Wasserwand möchte ich wirklich nicht begegnen. Christian hat wahrscheinlich Recht, wenn er meine Angst als irrational abtut und belächelt, die Gefahren im Alltag zu hause sind de facto deutlich größer, trotzdem bleibt bei mir ein flaues Gefühl im Bauch.
Als ich dann gestern Nazaré Portugal in das Google Browser Fenster getippt habe um mehr über die Stadt und die Marina zu erfahren, habe ich meinen Augen kaum getraut: Unter dem ersten Google Hit sieht man ein Leuchtturm mit einer gigantischen Welle im Hintergrund. Schnell musste ich erfahren, dass sich vor unserem favorisierten Hafen jedes Jahr Wellenberge von 20-30 Meter türmen. Spätestens nachdem 2011 Garett McNamara den Surfrekord im Guiness Buch der Rekorde über die höchste jemals gesurfte Welle in Narzaré aufstellte wurde Nazaré zum Surfer Mekka. Zwar handelt es ich bei diesen Wellen nicht um Monsterwellen im eigentlichen Sinne, sondern um wirklich hohe, sich am Strand brechende Wellen, trotzdem scheinen mich gigantische Wellen zu verfolgen. Überall ist zu lesen, dass Nazaré über eine sichere, gut geschützte Marina verfügt die noch dazu bei jedem Wetter anlaufbar ist, dennoch frage ich mich: wollen wir Moya wirklich in nicht einmal 5 km Entfernung von diesen Monstern über Winter parken? Manchmal helfen alle rationalen Argumente nicht.