Back to Europe
Die letzten drei Tage zeigte das Stimmungsbarometer Minustemperaturen an. Wir waren zurück. Das Ende unserer Reise steht bevor. Es war kalt. Am Schlimmsten aber war, wir hatten Moya, unserer treuen Lady, die sich immer gut um uns gekümmert hat und uns so zuverlässig um die Welt getragen hat, eine Schramme verpasst. Kaum waren wir im Mittelmeer angekommen und die Tücher gehisst, pflügte Moya hart am Wind durch die Wellen. Der Wind kam aus Nordwesten, im Prinzip da wo es hingehen sollte. Wir segelten durch das durch Tonnen markierte Fahrwasser und wurden langsam von Wind und Wellen auf der östlichen Seite hinaus gedrückt. Eigentlich kein Problem, es gab dort keine Schiffe und das Wasser war auch tief genug. Wir saßen zusammen im Cockpit, als sich das Schiff plötzlich seltsam bewegte. Im ersten Moment wussten wir überhaupt nicht was los war. Erst wenig später sahen wir eine riesige Tonne auf der Steuerbordseite an uns vorbei ziehen - zum Greifen nahe. Das war es also gewesen! Oh Sh..! Die Tonne gehörte zum Nachbarfahrwasser, das unmittelbar, parallel neben unserem Fahrwasser verlief. Wir hatten sie, obwohl sie so groß ist, schlicht nicht gesehen und auch nicht mit ihr gerechnet - unser Fehler! Ein kurzer Blick zum Bug genügte, um zu sehen, dass Moya weiterhin seetüchtig ist, allerdings hat sie jetzt eine unschöne Schramme an der Nase. Wir entschieden weiter zu segeln, allerdings mit anderem Vorsegel. Das Topzeichen der Tonne hatte unsere Genua beschädigt. Langsamer als gewohnt segelten wir weiter, die Crew litt mit, die Stimmung am Tiefpunkt.
Erst heute Morgen wurde es wieder etwas heller, als vor uns die bergige türkische Küste auftauchte und direkt davor auch die östlichste Insel Griechenlands Kastelorizo. Nachdem wir die Insel umrundeten sahen wir die wunderschönen, kleinen Häuschen mit den bunten Fensterläden am Fuße des Felsen, die Moschee und die Kirche, den Stadthafen mit den davor liegenden Fischerbooten und Yachten, dazwischen grüne Büsche, Bäume und üppig blühende Rhododendren. Wildromantisch und einfach nur schön. Mir ging das Herz auf. Als wir dann in einer der vielen Tavernen am Hafen echten Cappuccino schlürften und Schoko-Croissants aßen, genoss ich es bereits in vollen Zügen zurück in Europa, zurück zu Hause, zu sein.
Wie viel Glück wir mit unserer Lady haben lernten wir dann auch noch. Mit einer wenigen soliden Yacht, wäre die Sache wohl nicht so glimpflich ausgegangen, ist die Einschätzung eines Schiffbau Ingenieurs, der sich heute unseren Makel ansah. Mit einem Loch statt einer Schramme wären wir auch definitiv noch nicht hier. Arbeit wartet auf uns, aber es gibt wesentlich Schlimmeres.