Life in ruins in north Lombok
Medana Bay Marina
Wenn man die Marinas aus Europa kennt, denkt man oder zumindest wir, bei Marina an schwimmende Stege mit Fingern, Strom- und Wasseranschluss, einem Duschhäuschen an Land und einer Marina Bar. Die Medana Bay Marina ist ein bißchen anders. Warme Duschen gibt es keine, aber bei nur 100 Booten im Jahr werden die auch nicht wirklich vermisst. Genauso wie Strom, denn Saft haben alle, die es bis hierhin geschafft haben, ohnehin selbst. Einen Schwimmsteg, an dem genau zwei Boote anlegen können, gibt es und ein Dingidock. Die restlichen Boote liegen in der Bucht an Moorings oder vor Anker. Von den nahe gelegenen Moscheen hört man sieben Mal täglich, mehrstimmig den Ruf zum Gebet. Die Muezzin singen großartig, aber einzeln und nicht Mitten in der Nacht gefällt mir der Gesang besser - aber selbst morgens um Viertel vor Fünf fühle ich mich so wie bei Alibaba. Wir Cruiser treffen in der Marina endlich wieder Gleichgesinnte und kommen in die Verlegenheit ganz einfach die Wäsche waschen lassen, den Müll mit gutem Gewissen abzugeben und die Marina Mitarbeiter befragen zu können. Natürlich bekommt man auch anders an Antworten auf triviale Fragen wie „Wie komme ich zum Markt?“ „Was gibt es hier zu sehen?“ oder „Wo ist der nächste Geldautomat?“, aber es ist einfach sooo viel bequemer ohne Recherche eine kompetente Auskunft zu bekommen. Aber die Marina ist nicht nur bei Seglern beliebt, auch die Locals sind hier gerne zum Feiern.
Hochzeit auf indonesisch
Für 1000 Menschen findet man nicht so einfach einen bezahlbaren Ort mit schönem Ambiente. Deshalb wird in der Marina öfter Hochzeit gefeiert. Heute Morgen hatten wir mal wieder vergessen Brot zu backen und gönnten uns an der Marina Bar den Luxus zu Frühstücken mit Blick auf eine echte indonesische Hochzeitszeremonie. Der Bräutigam kniete auf einem Podest vor dem Imam, der betete und sang. Die kunstvoll geschminkte und mit traditionellem Kopfschmuck drapierte Braut wartete unterhalb des Podests, dem Rücken des Imam zugewandt. Nach der Trauung küsste sie die Hände aller vermutlich (nun) verwandter, behuteter Männer (noch waren es nur 30-40), die auf den Stuhlreihen der Zeremonie zugeschaut hatten. Die bekopftuchten Frauen und kleinen Kinder bewegten sich seitlich und hatten einen weit schlechteren Blick auf das Hochzeitspaar. Im Anschluss gab es Essen im Stehen, unendlich viele Glückwünsche und Geschenke von immer neuen Gästen und neue Outfits für das Paar. Wer indonesisch ausschaut, kann einfach dazu kommen, denn jeder geladene Gast bringt ohnehin noch jemanden mit, so dass für die doppelte Anzahl von Personen gecatert wird. Das Paar hat keine Chance alle zu kennen. So intensiv die Feier auch ist, am Nachmittag war der Spuk bereits zu Ende und wir hatten Zeit uns Tanjung anzuschauen.
Schutt und Asche
Mit Taschen bewaffnet verließen wir das Marina Gelände und waren schon nach den ersten Schritten entsetzt über die Folgen der Erdbeben vom August. Mit einer Stärke von 6.9 und Epizentrum im Norden von Lombok hatte die Erde am 5ten August gewackelt. Danach noch mehrfach in fast gleicher Stärke. Straßen wurden beschädigt, Häuser fielen wie Schuhkartons in sich zusammen und 500 Menschen starben. So auch der sieben jährige Sohn von Ceti der uns heute auf der Straße ansprach, als wir an den immer noch aufgebauten Notunterkünften der Hilfsorganisationen vorbei liefen. Ceti wollte helfen, uns den Weg zeigen, nur wir wollten eigentlich nirgendwo hin, deshalb plauderten wir ein bißchen. Das Haus war einfach eingestürzt und hatte das Kind so schwer verletzt, dass es einige Tage später gestorben ist. Trotzdem lächelte Ceti, vielleicht weiß er nicht wie er sonst reagieren soll. Bei meiner Frage, ob es Unterstützung von der Regierung gibt, tut er so als verstehe er mich nicht, genauso wie noch einige andere bis ich schließlich herausfinde warum:
Den Menschen wurde Hilfe versprochen, allerdings ist sie zu großen Teilen noch immer nicht eingetroffen. Auch ausländische Hilfe gibt es fast keine, denn Hilfsangebote wurden von der Regierung abgelehnt, es sei ja nur eine lokale Begebenheit, mit der man im Land klarkomme.... Nach fast einem halben Jahr haben viele Menschen immer noch nur eine Plane über dem Kopf und die Regenzeit ist nicht nur im Abmarsch, sondern schon verspätet. Viele Häuser liegen immer noch in Trümmern oder es fehlen Wände. Von der Feuerwehr steht nur noch der Giebel, von der Moschee nur noch die Säulen, die das Dach tragen, das Marktgebäude ist eingestürzt und das Krankenhaus hat 1000 tiefe Risse, die zugespachtelt werden. An einigen Stellen wurden Holzverschläge, Zelte oder Bambushütten in den Lücken errichtet, es gibt aber auch schon neue Gebäude, Straßen und Gehsteige. Das Dorf wir richtig schön werden, wenn nur das nächste Erdbeben nicht so schnell kommt.