Meeting Dragons in Komodo
Lebendig Riffe, Reissende Ströme
Auf unserem Weg nach Rinca zum Haupteingang des Komodo Nationalparks wollten wir gerne an der Insel Koaba stoppen, um uns die Unterwasserwelt anzuschauen. Komodo ist nicht nur in Indonesien für seine geschützten, lebendigen Riffe bekannt, sondern gilt auch international als einer der schönsten Tauchgründe weltweit. Obwohl wir diesen Superlativ auch schon von den Tuamotus und von Papua Neuguinea gehört haben, waren wir doch nach unserem ersten Schnorchelgang an dem zufällig gewählten Riff vor Palau Mangia Tang schwer beeindruckt. Koabas Riffe sollen nun besonders toll sein, sagte man uns in Labuan Bajo. Wir können dazu allerdings nichts sagen, obwohl wir uns redlich bemühten uns selbst ein Bild zu machen. Das Ankern war bereits herausfordernd, zu tiefes oder zu flaches Wasser war zur Auswahl. Als das Eisen nach mehreren Versuchen endlich hielt, war aber an Schnorcheln nicht zu denken. Das Wasser rings um Moya brodelte wie in einer Schleuse. Joshi fragte nach einigen Minuten „Fahren wir?“ Tatsächlich sah es so aus, denn die Fluten rauschten unter uns hindurch. Ich versuchte dennoch ins Wasser zu steigen, aber gab noch auf, bevor ich die Badeplattform los gelassen hatte, da das Wasser mich in kompletter Länge horizontal nach hinten drückte. Es fühlte sich so an, als würde ich durchs Wasser geschleppt. Hätte ich losgelassen, hätte Christian wohl eine Rettungsaktion starten müssen, denn gegen diese Strömung anzuschwimmen wäre selbst mit Flossen aussichtslos gewesen. Da die Inselwelt hier eine der wenigen Verbindungen zum indischen Ozean ist, hatten wir mit starken Strömungen zwischen den Inseln gerechnet. Trotzdem war ich etwas überrascht, da nur wenige Minuten vor unserem Ankermanöver die Strömung noch mit uns gewesen war. Offensichtlich sind die Effekte hier lokal und auch noch stark veränderlich, abhängig von der Tide. Mit den Kids werden wir hier gut aufpassen müssen.
Weihnachtsbäckerei in der Krokodilbucht
Um heute Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen bei den Drachen zu sein, ankerten wir noch gestern Abend in Loh Buaya, der Krokodilbucht, direkt vor dem Bootsanleger am Eingang zum Komodo Park. Hier lebten nicht nur die Komododrachen, sondern auch einige Salzwasserkrokodile, die aber seit einigen Jahren nicht mehr gesehen wurden. Wir gingen an Land, um vorab zu schauen, wo wir den heute hin mussten, danach ging es ans Teig kneten, Ausstechen und Backen. Damit verwandelten wir Moya in eine Sauna, aber was tut man nicht alles damit das Christkind auch wirklich kommt und die Kinder glücklich sind. Und das waren sie - schon beim Ausstechen und erst recht, als sie dann stolz ihre selbstgebackenen Plätzchen probierten.
Gut getarnte Riesen mit gelber Zunge
Um 5 Uhr heute Morgen weckten uns zwei aufgeregte Jungs. „Mama, wir müssen doch früh aufstehen, um die Drachen zu sehen.“ Ich hatte gestern noch den Eintrag zu den Komodo Drachen in unserer offline Wikipedia gelesen und muss zugeben, die Kids waren mit ihrer Aufregung nicht alleine. Bis zu 80 kg schwer und 3 Meter lang können die Riesenechsen werden. Sie essen zwar nur einmal im Monat, reißen aber durch ihre Giftdrüsen im Mund sogar ausgewachsene Wasserbüffel, Hirsch und die schlauen, flinken Affen. Angriffe auf Menschen gab es zwar selten, und wenn meist provoziert, aber wer weiß schon, ob die sich das nicht auch mal anders überlegen, wenn sie hungrig sind? Sehen wollten wir die Drachen aber trotzdem, setzten über und wurden kurz vor sieben von einem Ranger direkt am Steg empfangen. Primus hatte einen langen, gegabelten Holzstab in der Hand, mit dem er, falls nötig, die Drachen auf Distanz halten würde. Ob wir überhaupt einen zu Gesicht bekommen würden, war aber nicht sicher, sagte er. Wir bezahlten am Ticketbüro die Nationalparkgebühr, die Liegegebühr für Moya, die Gebühr für den obligatorischen Guide, die Gebühr zum Wandern, die Gebühr zum Tiere anschauen und die Steuern und bekamen im Gegenzug einen ganzen Stapel Eintrittskarten. Atmen war umsonst, wir haben jedenfalls nichts bezahlt, aber vielleicht haben wir auch nichtsahnend die Zeche geprellt?
Mit leichtem Schmunzeln auf den Lippen gingen wir los, kamen aber nicht weit. Direkt unter dem auf Pfählen errichteten Gebäude ließ sich einer der Drachen nieder und posierte sogar für meine Fotos. Ich finde die Drachen sehen ein bißchen so aus wie eine Mischung aus Krokodil und Schlange nur mit anderem Kopf. Dieses Exemplar war mit 2 Metern mittelgroß, dunkelbraun mit orangenen Flecken auf dem Rücken und grünen im Gesicht. Die gelbe, gespaltene Zunge war draußen um zu Riechen, das geht kilometerweit. Einige Schritte weiter befand sich das Küchenhaus und dahinter mindestens zehn Drachen, die von den Gerüchen angelockt worden waren. Es waren auch ganz Große dabei, vor denen hielten sogar die Kleineren Drachen Abstand. Schließlich hatten sie es schon weit gebracht, nur 1-2 Drachen eines Geleges (15-30 Eier) schaffen es erwachsen zu werden, und wollten nicht jetzt noch von ihren kannibalischen Artgenossen gefrühstückt werden. Die Bäuche der riesigen Tiere schienen zwar rundlich voll, wir kamen ihnen trotzdem mal lieber nicht zu nahe.
Wir erfuhren, dass die weißen, wie Kalk aussehenden Spuren am Boden, der hauptsächlich aus Knochenmehl bestehende Kot der Drachen ist, dass sie schwimmen können und bis zu einer Größe von 1.5 Metern senkrecht die Bäume erklimmen. Dann wanderten wir los, eine Schleife durch den Nationalpark, erst durch den Dschungel später durch offenes, hügeliges Gelände. Unterwegs sahen wir ein Weibchen in ihrem Erdnest, das sie sich mit einem Kiwi teilt. Die ersten Monate bis zum Beginn der Regenzeit beschützt sie die Eier, danach werden sie bis zum Schlüpfen nach 8 Monaten vom Schlamm geschützt. Zum Abschluss zeigte uns ein Ranger noch ein Video, in dem ein Drache ein junges Kalb erlegte. Als der Drache minutenlang Stücke aus dem Hinterbeins des leidenden Tiers herausbiss, war ich schockiert wie grausam die doch Natur sein kann. Wir gingen dann mal lieber...