Art workshops in Port Resolution
Die beiden Lindas von den Nachbarbooten fragten mich auf der Heimfahrt vom Vulkan zurück nach Port Resolution, ob ich Lust hätte am nächsten Tag etwas zu zeichnen. Zeichnen? Das habe ich seit der Schulzeit nicht mehr gemacht, mal abgesehen von den Strichmännchen und fünf-Strich Häusern, die ich mit den Kindern zusammen male. Aber warum eigentlich nicht? Das wird bestimmt spannend was die beiden Künstlerinnen da machen, dachte ich. Ich bekam ein paar Stunden kinderfrei und kam am nächsten Morgen mit ins Dorf. Bevor es los ging tranken wir bei Sara, einer kleinen einheimischen Frau mit kurzen krausen Haaren und breitem strahlendem Lächeln, einen Kaffee. Die Bohnen werden hier auf der Insel angebaut und in Efata geröstet, um dann wieder zurück zu kommen und an die Touris ausgeschenkt zu werden - lecker. Ihre 2 jährige Tochter lief mit einem Handtuch über dem Kopf durch die kleine Palmwedelhütte. David gab ihr einen Kaugummi mit dem sie die nächste Stunde beschäftigt war - friedlich vor sich hin mampfend. Für uns gab es Bananen und einige Geschichten zum Kaffee.
Wir Mädels setzten uns anschließend in die Mitte des Dorfes, packten Stifte, Zeichenblöcke und Papier aus und begannen die kleinen Hütten zu zeichnen. Es dauerte nicht lange, da lugten die ersten neugierigen Kinderköpfe hervor und schauten was wir da so machen. Linda verteilte Blätter und Stifte und lud die Kids ein mitzumachen. Nach wenigen Minuten waren 20-30 Kinder zwischen ein und 12 Jahren um uns versammelt, schauten und zeichneten richtig tolle Bilder von Bäumen, Blumen und Fischen. Offensichtlich machten sie das öfter- vielleicht in der Schule? Die größeren Kinder passten auf die Kleinen auf, ein Siebenjähriger schob ein Baby mit einem alten Buggy herum. Es gab kein Geschrei, kein Geweine und keinen Streit, zumindest bis Joshi und Joni kamen und mitmischten. Wie immer kabbelten die Jojos sich. Als wir Kekse verteilten und die local Kids nicht sicher waren, ob es für alle reichen würde, gab es keinerlei Drängeln, im Gegenteil die Kekskinder sorgten sich um die anderen und brachen Stücke für sie ab bis jeder mit einem Keks versorgt war. Da schaute ich! Wenig später gesellte sich die Second Wind Crew zu uns. Sie hatten eine Geige und eine Ukulele dabei und gaben spontan ein kleines Konzert. Die Kids hörten fasziniert zu, einige tanzten. Was für ein schöner interkultureller Vormittag für alle.
Am Nachmittag besuchten wir noch die heißen Quellen, kochten dort Eier im ausströmenden Wasser und wanderten auf einem der Erdpfade in der Regenwald bis heißer Dampf vor uns aus den Felsen schoß. Die Australierin Lulu, die jedes Jahr nach Vanuatu segelt, gab uns noch eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Tauschhandel bevor wir dann gestern Anker auf gingen, um über Nacht nach Port Vila zu segeln. Ich war überrascht und sehr dankbar, als sie uns erklärte, dass die Menschen hier kein Geld wollen, sondern viel größeren Nutzen an Waren haben. Von Geld können sie sich in Port Resolution, 2 Stunden im teuren Taxi entfernt vom nächsten Geschäft, nichts kaufen. Stattdessen brauchen sie Reis, Mehl, Öl, Zucker, Kinderkleidung einfach alles was man erübrigen kann. Wir haben damit gerechnet, dass wir in Gegenden kommen werden, in denen man Tauschhandel ohne Geld betreibt, allerdings war ich ziemlich baff, dass das schon hier anfängt. Es wird allerhöchste Zeit in Port Vila nicht nur für uns aufzustocken.