The dangerous middle
so wurde der Abschnitt des Pazifiks zwischen Tahiti und Tonga von Cruisern benannt. Für viele war die Passage von Bora Bora nach Tonga sogar der schlimmste Teil ihrer Pazifiküberquerung oder gar einer noch längeren Reise wie der Weltumsegelung. Auch wir haben schon auf den Gesellschaftsinseln gemerkt, dass von einem konstant wehenden Südostpassat keine Rede sein kann und das Wetter keine Langeweile aufkommen lässt. Abwechselnd hatte es fast keinen Wind, dann steifen Wind mit 30 Knoten oder mehr und das vor Anker. Außerhalb der von den Riffen geschützten Lagunen kamen oft hohe Welle aus Süden dazu. Wir haben deshalb auch gehörigen Respekt vor den Elementen in diesem Gebiet.
Nachdem die Wettervorhersage in den Grib files dann auch oft unzuverlässig war, haben wir uns ein bißchen näher mit der Großwetterlage im Südpazifik beschäftigt und verstehen jetzt ein bißchen besser wie diese Phänomene zustande kommen. Südlich von uns befinden sich Hochdruckgebiete, welche uns die aus Südwesten wehenden Trade-Winds bringen. Im Winter auf der Südhalbkugel ziehen südlich von 30° Süd in regelmäßigen Abständen Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten, welche auch das Wetter in unseren Breiten bestimmen. Zum einen verstärkt ein gerade vorbei gezogenes Tief den Südostwind im Hoch, man spricht von accelerated Trade Winds, die auch mal mit 30 Knoten blasen. Zum anderen treffen die südöstlich Winde, die nördlichen Winde der unten gerade vorbeiziehenden Überbleibsel der Tiefdruckfronten. Wenn das passiert sind die globalen Wettermodelle hilflos überfordert und sagen vorher, dass in den nordwestlichen Verlängerungen der Tiefdruckfronten die Winde sich gegenseitig auflösen, Flaute also. In diesen Scherungen findet tatsächlich aber alles andere als Flaute statt. Oft gibt es starke Böen aus verschiedenen Richtungen gepaart mit heftigen Squalls, Wetter in das man besser nicht hineinkommen möchte. Seit wir das verstanden haben ziehen wir zusätzlich zu den Gribfiles, die Wetterkarten von Honolulu für den gesamten Pazifik, damit sieht man zumindest die Tiefdruckgebiete schon weit im voraus und kann sich auf die assoziierten Scherungen einstellen oder sie ganz vermeiden indem man eine andere Route wählt.
Seitdem wir in Maupiti gestartet sind können wir uns aber über starken Seegang und viel Wind nicht beschweren, stattdessen kämpfen wir seit gestern mit dem Gegenteil, es weht nur eine schwache Brise mit weniger als 8 Knoten. Überdurchschnittlich viel klettern wir an Deck herum und versuchen die Segel zu optimieren. Erst Passatbesegelung mit ausgebauter Genua, Fock und und Grosssegel, dann Leichtwindbesegelung mit dem Assymetrischen und der Genua um besser voran zu kommen. Über Nacht Umbau wegen der Squalls, mit gerefftem Grosssegel und Genua und heute morgen wieder alles zurück auf Leichtwindbesegelung. Trotzdem schafften wir in den letzten 24h gerade mal 80 Meilen, aber wenigsten wachsen langsam die Seebeine. Und wenn der Wind wieder etwas draufpackt sind wir in drei Tagen da.