Wellness for Moya
Obwohl uns unsere eiserne Lady so zuverlässig, ganz ohne Mätzchen bereits um die halb Welt getragen hat, haben wir sie in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Seit Portobello lag Moyas Projektliste großteils unangetastet im Navigationstisch - sieht man mal vom Unterwasserschiff ab. Wir waren erst viel zu beschäftigt den Pazifik zu erobern und danach überwältigt von der Schönheit der Inseln in der Südsee, so dass Moya etwas warten musste. Natürlich gab es bisher auch nicht alle Ersatzteile und Profis, die wir brauchen - aber Ausreden beiseite, es lag schon an uns.
Gestern haben wir Huahine in unserem Kielwasser gelassen und sind nach Raiatea gefetzt. Es gab ordentlich Wind, gerade so viel, dass wir unter voller Genua und leicht gerefften Grosssegel mit Rumpfgeschwindigkeit durch die Wellen fegten. Der Seegang war auch gestern enorm, die riesigen lange Wellen kamen von Süden als Ausläufer des Tiefs das uns dann doch nicht getroffen hat. Man kann Wellenhöhen ja so schlecht schätzen und auf Fotos sieht das Meer ja normalerweise immer sanft wie ein Ententeich aus, trotzdem gibt es ausnahmsweise ein Foto auf der man die Dimensionen der Wellenberge erahnen kann. Parallel zu uns segelte nämlich eine Schweizer Yacht, die sogar ihren Mast zu großen Teilen in den Wellentälern verstecken konnte und dabei war sie wirklich nah - seht selbst.
Bei normalen Inseln würde man sich bei so einem Seegang in die tiefste Bucht flüchten, die man finden kann, und hoffen, dass es der Schwell nicht hinein schafft. Hier braucht man sich darum keine Gedanken zu machen, einmal durch den Pass und man arrangiert sich maximal noch mit den Wellen, die der Wind in der Lagune aufzubauen schafft. Was auf den Tuamotus noch ungemütlich werden kann, ist hier meist kein Problem, da die Lagune durch den Vulkan in der Mitte deutlich kleiner und somit weniger Windaufbaufläche bietet. Wir segelten also hinein in das Atoll und warfen unseren Anker an die Nordseite von Raiatea in ruhigem Wasser direkt vor einer Werft.
Wir hatten gehört, dass es hier zwei Segelmacher geben soll und neben unserem zerrissenen Blister, wollte unsere Sprayhood auch unbedingt Aufmerksamkeit. Die tropische Sonne ist aggressiv und hat inzwischen fast alle Nähte angegriffen, nicht mehr lange, dann wären nur noch die einzelnen Stoffstücke übrig geblieben. Tatsächlich hatten wir Glück. Regine quetscht nun unsere Reparaturen trotz vollem Terminkalender noch dazwischen und ist vielleicht sogar schon bis zum Wochenende damit fertig. Mit abgebautem Binimi, das an einer Stelle an der Oberseite verstärkt werden muss, und ohne Sprayhood, beschlossen wir hier liegen zu bleiben, um an Moyas Liste zu arbeiten. Die Ankerkette liegt momentan an Deck, die Klappe vom Ankerkasten ist ab und der Capitano war heute den halben Tag hineingefaltet, um einen neuen Anstrich vorzubereiten. Währenddessen arbeitete ich an Deck mit Stechbeitel, Schleifgerät und Farbe bewaffnet. Joshua malte einen Plan von allen Stellen an denen ich arbeitete und kennzeichnete farbig den Arbeitschritt, orange für angefangen, blau für fertig geschliffen und rot für grundiert. Joni wuselte dazwischen herum, versteckte Werkzeuge und verteilte seine Lego Duplo an Deck. Außerdem bekam Moya neue Lazy Jacks. Während ich hier schreibe, arbeitet Christian neben mir mit dem neu gekauften Edelstahlseil, um ein Auge hinein zu spleißen. Das Unterfangen sieht momentan noch etwas wild aus. In alle Richtungen stehen widerspenstige Drähte ab, ich bin aber zuversichtlich, dass er die auch noch bändigt. Morgen geht es weiter mit Streichen, die Holzteile wollen auch einen neuen Look.