Tahiti 100 miles ahead
Wir hatten haben seit gestern unser Nomadendasein wieder aufgenommen. Die Wetterkarte zeigte eine stationäre Kaltfront südwestlich vor Tahiti, die GFS Grib files guten Segelwind für die nächsten beiden Tage, so dass es für uns nach über drei Wochen auf den Motus hieß weiterzusegeln - die Welt da draußen wartet und hat noch so viel zu bieten. Die Bajka hingegen bekommt noch Besuch auf den Atollen und bleibt deshalb noch ein bißchen. Das „ciao, bis später“ war gar nicht so einfach, aber nach einem letzten Kaffee für die Erwachsenen und Spielen an Bord für die Boysgang war auch das geschafft.
Um 10 Minuten nach 12 Uhr waren wir am Pass von Toau. Es war ca. eine Stunde vor Hochwasser, aber Stillwasser war trotzdem schon durch und ein leichter Ebbstrom setzte bereits aus der Lagune hinaus. Der Pass ist in Ost-West Richtung ausgerichtet, so dass gegen die Strömung eine steife Brise aus Ost stand. Die Folge waren steile, kurze Wellen, geschätzt 1.5 bis 2 Meter hoch, die vom Ozean in die Lagune drückten - eine klassische Wind gegen Strom Konstellation und ganz schön ungemütlich. Es half nichts, der Pass war breit und die Wellen nicht gefährlich, also stellte ich mich ans Ruder und tat mein bestes, dass Moyas Bug nicht nach jeder Welle metertief ins Wasser platschte. Christian saß neben mir im Cockpit und leitete mich den besten Weg entlang, die Kinder waren im Salon und hatten aufgehört zu Spielen um sich festzuhalten. Es wackelte ganz ordentlich und das Schaukeln schläferte ein, so dass sie keine 10 Minuten später, als wir den Pass hinter uns ließen, eingeschlafen waren. Trotz der manuellen Steuerung, gabelt ich die erste Welle unserer Reise im Cockpit auf. Ich sah die große steile Wand noch anrollen, drehte Moyas Bug schräg zu ihr und segelte Moya auf die andere Seite, dann machte es platsch und ich war durchnässt von meiner zweiten Dusche an diesem Morgen. Durch die Lenzrohre lief das Wasser ab, alles kein Problem.
Hart-am-Wind segelten wir an der Ostseite von Toau entlang und umrundeten anschließend das Atoll auf der Südseite. Der Seegang im Ozean war auch ganz ordentlich, aber Moya hatte schon schlimmeres bestens gemeistert, wir hatten also einen schönen Segeltag und eine ereignislose Nacht mit viel Wind. Heute ist der ungeliebte Tag 2. Das ist eigentlich immer der doofste Tag einer Überfahrt, da sich alles noch nicht so richtig eingespielt hat, die Kinder noch unruhig sind und noch nicht auf den Bordmodus gewechselte haben und mir wie so oft übel ist. Aber wir sind schon gut voran gekommen und werden morgen um die Mittagszeit in Papeete ankommen, der Hauptstadt französisch Polynesiens.