Polynesia ho!
4099 Meilen, 7591 Kilometer, 65 Motorstunden und 798 Segelstunden oder knapp 36 Tage auf See liegen hinter uns, als wir heute am frühen Nachmittag den Anker in der Baie Tahauku auf Hiva Oa versenkten. In der schmalen Bucht sind wir nicht alleine, ungefähr 25 andere Segler teilen sich den engen Raum mit Moya, denn hier muss jeder hin um offiziell nach französisch Polynesien einzureisen. Schon heute morgen hatten wir Land gesehen. Die hohen Felsen von Hiva Oa und der Nachbarinsel Mohotani waren plötzlich im Dunst am Horizont ganz deutlich zu sehen und es schallte in ohrenbetäubender Lautstärke vier mal “Land in Sicht” durch Moyas Bauch. Wir waren alle furchtbar aufgeregt, allen voran der Capitano, der kurzer Hand seinen ersten Logbucheintrag unserer Reise schrieb. Mit dem näher kommen sahen wir dann die hoch in den Himmel ragenden Felsen immer besser, von weitem sah noch alles bräunlich aus, aber dann erkannten wir, dass weite Teile mit dichten satt grünen Bäumen bewachsen sind. Nach Wochen von allen vorstellbaren Blauschattierungen, war das Grün und Braun der Insel etwas ganz Besonderes. Bis zum Abbiegen in unsere Ankerbucht, ragten Urwald und Felsen ohne jegliches Anzeichen von Zivilisation aus dem Meer - wild, schön und zeitlos. Vermutlich haben die Abenteuer vor 250 Jahren ähnliche Impressionen gehabt beim Landfall im Nirgendwo.
Auf den letzten Metern, hatten wir noch richtig viel zu tun. Ein Squall nach dem anderen fegte über Moya und die Küste von Hiva Oh hinweg. Wir schauten dem Naturschauspiel zu, arbeiteten immer wieder an den Segeln und schwupps waren wir plötzlich vor dem Eingang der Bucht. Die Tücher fielen und nur wenig später sah man eine deutsche Familie mit dem Dingi an Land rudern. Unser Außenborder wollte nicht anspringen, aber wir waren natürlich nicht an Bord zu halten. Als ich ins Dingi stieg war ich schockiert, ich sah das erste Mal das gesamte Ausmaß an Bewuchs an Moyas Unterwasserschiff. Katastrophal! Am liebsten hätte ich gleich angefangen zu schrubben, jeder Zentimeter unseres neuen Antifouling Anstrichs ist mit bis zu 10cm langen Füßchen von Rankenfusskrebsen bewachsen.
Aber natürlich hatte jetzt erst unser Landgang Priorität. Die Kinder wollten rennen und wir ins Dorf einklarieren, einkaufen und Internet organisieren. Also los per Pedes immer der Straße entlang den Berg hinauf. Pomelos und Mangos lachten uns von den Bäumen am Wegrand an. Nach ca. drei Kilometern kamen wir nach Atuona hinein. Leider waren alle Geschäfte geschlossen, es ist wohl Feiertag heute, so dass wir eben noch einen Tag ohne Internet und frische Sachen aushalten müssen. Zumindest fast, denn auf dem Rückweg hat uns ein netter Marquese per Anhalter mitgenommen, am Hafen abgesetzt und uns gleich noch einige Pomelos geschenkt. Die erste davon hat das Licht der Welt gar nicht gesehen, sondern ist direkt in kleinen Stücken in die Kinderschlünde gewandert. Unser Gang in den Ort war dennoch erfolgreich, denn die Gendarmerie war auch heute offen. Dort sind wir bei den nettesten Polizisten ever nach französisch Polynesien eingereist. Inzwischen sind wir wieder an Bord und freuen uns jetzt nach dem Abendessen auf unser Bett. Toll!