Fast Flaute vor Galapagos
Die letzten Tage empfand ich als zäh wie Kaugummi. Wir hatten konstant die Inseln von Galapagos vor der Nase - natürlich haben wir sie nicht wirklich gesehen, aber auf unserer Seekarte. Von Panama aus näherten wir uns langsam aber stetig dem Archipel bis Moya dann vor drei Tagen von einer nördlichen Meeresströmung gepackt wurde die uns mit 1 bis 1.5 Knoten zurück nach Panama drückte. Während dieser Zeit pendelte unser Windmesser zwischen 3 und 7 Knoten Wind. Anfangs aus Süden, also gegen uns, später dann aus östlichen Richtungen. 3 Knoten Wind reichen nicht, dass die Segel ihre Form behalten, so dass wir - da wir nicht rückwärts fahren wollten - Henry angeschmissen haben und Richtung Süden getuckert sind. Energieoptimiert ist Moyas Marschgeschwindigkeit 5 Knoten, aber der nördliche Strom bremste uns selbst unter Motor auf 3.5 - 4 Knoten aus. Sobald unser Windrädchen 5 oder mehr Knoten Wind anzeigte, zogen wir die Tücher raus und dümpelten langsam Richtung Südwesten.
Unseren täglicher Fortschritt zeichnen wir ja immer in die Seekarte und auf unserem Fortschrittsbalken im Salon ein und es war ganz schön frustrierend: 82 Meilen, 79 Meilen, 85 Meilen - man sah kaum, dass wir an den Inseln entlang fuhren. Christian und ich versuchten die Segelkonfiguration zu optimieren, segelten wenn möglich halben Wind, später Schmetterling oder Passatbesegelung mit Genua und Blister. Es war zum Mäusemelken - was wir auch taten, die Segel standen schlecht, flappten im Wind oder der Kurs passte nicht. Unser Spi stand genau bis zur nächsten langen Dünnung schön aufgebläht vor Moya, dann fiel das Achterliek ein oder das Segel wurde in den Windschatten der Genua gedrückt. Mit ausgebaumter Genua und Großsegel hatten wir noch weniger Erfolg, die Segel knallten fürchterlich nach jeder Welle, wenn das bißchen Wind wieder von der richtigen Seite ins Segel drückte. Erst gestern Abend passierten wir endlich die südlichsten Insel, die Isla Espanola. Unser Motto der letzten Tage war „wenn wir erstmal drumrum sind, wir alles besser“ - die Strömung, Windgeschwindigkeit und Richtung. Die Wettervorhersage bestärkte uns. Als dann am Abend, wir hatten gerade den letzten Salat zu Abend gegessen, endlich die Segel standen und Moya das erste Mal seit Tagen die 4 Knoten Marke knackte, waren wir ganz happy: „wir haben es geschafft“. Wir schienen der nördlichen Strömung entkommen zu sein, der Kurs passte und wir kamen voran - für genau 4 Stunden bis zum Anfang meiner Nachtwache. Um 2 Uhr heute Nacht gaben wir frustriert auf, holten die Segel ein und schalten Henry an. Seit heute morgen sind die Lappen wieder oben, wir segeln mit achterlichem Wind - allerdings von Norden. Der Südostpassat ist das zwar noch nicht, aber es geht endlich voran.