Magisch
Gestern morgen rissen wir uns von dem farbenfrohen Ort auf Grand Roque los um nur einmal um die Ecke zu fahren nach Cayo Francis. Wir wurden begleitet von einer spanischen Yacht, die kurz vor uns auf Grand Roque ablegte und vor uns ihren Weg durch die Riffe suchte. Für uns war das ideal, wir mussten den Spaniern einfach auf den Fersen bleiben und würden sicher ankommen. Trotzdem nahmen wir unsere Google Earth Aufnahmen zur Hilfe und ich stellte mich vorne wie eine Galionsfigur auf unseren Bugspriet um die Riffe und Untiefen besser erkennen zu können. In der Durchfahrt, als ich den Boden im kristallklaren Wasser immer näher kommen sah und es dabei rechts noch flacher war und links sich die Wellen bereits an der Sandbank brachen, auf der nur wenige Meter entfernt ein Haus auf Stelzen stand, fühlte ich mich nicht richtig wohl in meiner Haut. An der flachsten Stellen hatten wir noch einen Meter Wasser unter dem Kiel. Einmal kräftig durchatmen, nicht in Panik verfallen dann war es geschafft und wir waren wieder im tieferen Wasser.
Ich schaute mich einmal um, erst jetzt wurde mir bewusst welche Magie dieser Ort besitzt. Cayo Francis ist eine langgezogene Sandbank, stellenweise bewachsen mit Büsche und Mangroven, mit einer kleinen Lagune umgeben von Riffen. Das Wasser auf der Ostseite ist so flach, dass man hunderte von Meter in Knietiefe ins Meer hineinlaufen kann, unter den Füssen schimmert es nicht blau sondern weiß durch den Sand am Grund. Am Strand steht das kleine Restaurant Casamarina, das normalerweise jeden Tag Mittagessen verkauft. Gestern aber war das hölzerne Haus nur von Eidechsen bevölkert, was wir schade fanden, wir hatten den gegrillten Fisch und die Cerviche fest eingeplant. Der Tag am Meer hätte trotzdem perfekter nicht sein können. Das Wasser schimmerte in allen Blautönen, die Kinder spielten glücklich im flachen Wasser mit dem Paddelboard während Christian und ich im Schatten saßen, Zeit für uns hatten und uns mit den Spaniern unterhielten. Joshua war so begeistert von den Muschel, die am Strand herumlagen, dass er zum ersten Mal seine Taucherbrille aufsetzte (unsere Überredungskünste reichten bisher dafür nicht aus) und enthusiastisch anfing die Unterwasserwelt zu erforschen. Joni war dann natürlich auch gleich am Start und wollte dasselbe machen. Später packten wir eine Kokosnuss aus und lockten fast ein Duzend kleiner Echsen an. Die waren so neugierig und hungrig, dass sie sogar über Arme und Beine liefen um an die Nuss zu gelangen. Neben uns gab es noch einige Einheimische am Strand, die relaxed mit Kühlboxen und Sonnenschirm auf mitgebrachten Plastikstühlen saßen.
Die meisten Läden sind zu, es sind nur wenige Touris auf den Inseln, warum sollten sie dann nicht die Kühltasche für ein Picknick packen? Fabiana, die junge Venezulanerin mit dem breiten Lächeln, die wir heute getroffen haben meinte "my friends around the globe constantly ask me about the awful things they hear. Yesterday I got the question, whether we are starving while I had cerviche at the beach. I answered we are good and are just chilling" Die Versorgungsschiffe vom Festland seinen da gewesen so dass es wieder fast alles gibt. Nur der Stromausfall, der mittlerweile schon drei Tage anhält, mache ihr ein wenig zu schaffen, drei Tage ohne Internet (das ist übrigens auch der Grund warum ihr noch auf Bilder wartet, wir transmitten die Logbucheinträge momentan via Kurzwelle. Die Bilder sind dafür zu groß und kommen auf den Blog sobald wir wieder im Netz sind, vermutlich am Sonntag). Bein Verlassen von Cayo Francis rief jemand von dem im Wasser stehenden Stelzenhaus "ola" und dann "Jonathan" und winkte uns zum Abschied - es war Adelejo. Die Menschen hier beeindrucken uns nachdrücklich, sie sind herzlich, hilfsbereit und dabei unaufdringlich und relaxed. Wenn wir nicht einen festen Termin auf den ABC Inseln hätten, würden wir vermutlich noch hier bleiben bis unser 2 Wochen Permit ausläuft. Die Natur ist einzigartig, die Menschen große klasse und der Caipi kostet nicht mal 1,50? - was will man mehr?